Zweck der Stiftung

 

Jubiläum – Rückblick auf 25 Jahre erfolgreiche Stiftungsarbeit

Wir blicken in diesem Jahr auf 25 Jahre erfolgreiche Stiftungsarbeit zurück. „Schaut man auf das seither Erreichte, das gemeinsam Erreichte, dann lässt sich ohne Umschweife sagen: Was nach der Friedlichen Revolution als eine erste Idee begann, hat in den fünfundzwanzig Jahren Stiftungsarbeit bemerkenswert Form und Gewicht erlangt.“, mit diesen Worten würdigte Oberbürgermeister Burkhard Jung die Arbeit der Stiftung bei seiner Rede anlässlich der Verleihung der kommunalpolitischen Preise der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung (CAG) am 1. Oktober 2021. Burkhard Jung hob das Engagement der CAG für die Stadt Leipzig und die gute Zusammenarbeit der CAG mit der Stadt Leipzig hervor. Die Aktivitäten der CAG im Bereich von Kommunalwissenschaft und -politik, Bildung und Kunst hätten große Beachtung und Wertschätzung nicht nur vor Ort, sondern auch bundesweit gefunden.

Die CAG wurde vor 25 Jahren durch die vier seinerzeit noch lebenden Kinder von Carl und Anneliese Goerdeler ins Leben gerufen. Ulrich Goerdeler, Dr. Marianne Meyer-Krahmer, Dr. Reinhard Goerdeler und Benigna Klemm hatten sich entschlossen, eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Leipzig zu gründen, um das Andenken an die Eltern wach zu halten. Die Gründung der Stiftung geschah auch in Erwiderung und als Dank an die Stadt Leipzig für ihre Verdienste um das Gedenken an Carl F. Goerdeler. So hatte der damalige Oberbürgermeister, Dr. Hinrich Lehmann-Grube, 1995 den 50. Todestag des früheren Oberbürgermeisters, Dr. Carl Goerdeler, der am 2. Februar 1945 von den Nationalsozialisten ermordet worden war, im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung gedacht. Darüber hinaus war seitens der Stadt Leipzig damals die Errichtung eines Denkmals für Carl F. Goerdeler beschlossen worden.

Die Stiftung trug von Anfang an auch den Namen von Anneliese Goerdeler, die ihren Mann im Widerstand gegen den Nationalsozialismus unterstützte, wo immer dies möglich war.

Die Stifter wollten in der Nachwendezeit ein positives Signal für die gesellschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Demokratie und rechtsstaatlicher Strukturen in Leipzig und Sachsen geben.

Die Aufgaben der Stiftung wurden gemäß der Satzung in den letzten 25 Jahren schrittweise weiterentwickelt.

Als erstes Standbein der CAG wurde der Grassipreis geschaffen, der besonders dem Gedenken an Anneliese Goerdeler und ihrem Interesse an der Förderung des Kunsthandwerks gewidmet ist. Der Grassipreis geht auf eine Initiative von Frau Dr. Hoyer (frühere Direktorin des Grassimuseums), Frau Lehmann-Grube, Frau Dr. Marianne Meyer-Krahmer und Frau Benigna Klemm zurück. Mit ihm sollen Kunsthandwerk -Exponate von herausragender Qualität auf der Grassimesse ausgezeichnet werden. Er wurde erstmals 1997 und dann jährlich im Rahmen der Eröffnung der Grassi-Messe verliehen. Bis vor wenigen Jahren hat Benigna Klemm, die als letztes noch lebendes Kind von Carl und Anneliese Goerdeler Anfang dieses Jahres verstorben ist, den Grassipreis zum Teil persönlich gesponsert und selbst an der Jury zur Auswahl des Grassipreises mitgewirkt. 2019 hat Ulrike Meyer-Krahmer den Jurysitz für die CAG übernommen. Der Grassipreis ist zu einem renommierten Preis im Bereich des Kunsthandwerks geworden.

Als weitere Aktivität der CAG wurde auf Anregung von Dr. Hinrich Lehmann-Grube die Auslobung eines kommunalwissenschaftlichen Preises gestartet, der – zunächst in enger Kooperation mit dem Deutschen Institut für Urbanistik (DIFU) – an das kommunalpolitische Wirken von Carl Goerdeler erinnern soll. Es werden hervorragende Dissertationen/PhD-Arbeiten im Bereich Kommunalpolitik und -verwaltung ausgezeichnet. Der erste Preis konnte im Jahr 1998 verliehen werden. Seit 2011 arbeitet die CAG erfolgreich mit dem Institut für den öffentlichen Sektor (IöS) der KPMG und der Hertie School of Governance zusammen. Die kommunalwissenschaftlichen Preise der CAG haben mittlerweile hohe Anerkennung in der Fachwelt gefunden.

Seit 2015 wird, initiiert von Dr. Rainer Goerdeler, dem früheren langjährigen Kuratoriumsvorsitzenden der CAG, zusätzlich zum kommunalwissenschaftlichen Preis auch ein kommunalpolitischer Preis verliehen, der einen Schwerpunkt auf die Völkerverständigung legt und mit dem herausragende Leistungen der kommunalen Verwaltungspraxis in Europa ausgezeichnet werden sollen. Die Auszeichnung soll Impulse geben für die friedliche Zusammenarbeit von Gebietskörperschaften in Europa und ein gegenseitiges Lernen zum Nutzen der Einwohner fördern. Wichtiger Partner ist hier die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). In der Jury wirkt seit 2020 Marianne Goerdeler mit. Der kommunalpolitische Preis der CAG hat spätestens dieses Jahr hohe Sichtbarkeit erlangt, als herausragende kommunalpolitischen Konzepte zur Überwindung der Corona- Pandemie ausgezeichnet wurden, die grenzüberschreitend in europäischer und internationaler Partnerschaft entwickelt wurden.

2015 hat die Stiftung – auf den Weg gebracht von Berthold Goerdeler, der ebenfalls für einige Jahre  Kuratoriumsvorsitzender war –  eine Ausstellung über Carl F. Goerdeler und seinen Weg in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus beauftragt, die seitdem  als Wanderausstellung in zahlreichen Städten und Kommunen und bei CAG-Veranstaltungen gezeigt wird.

Von 2017 an hat die CAG auf Initiative von Prof. Dr. Frieder Meyer-Krahmer noch einen neuen Schwerpunkt im Bereich der Bildung gesetzt. Im Rahmen internationaler Schulprojekte geht es darum, im Vergleich zwischen unterschiedlichen Rahmenbedingungen in anderen Ländern der Frage nachzugehen, was Widerstand in Diktaturen bedeutet und wo er gerechtfertigt sein kann, wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen sind und welche Gegenwartsbezüge abgeleitet werden können. Im Vordergrund stehen die Zusammenarbeit zwischen Schülergruppen in Deutschland, Frankreich und Polen, aber auch Schulen aus Afrika (Ägypten, Äthiopien) und der Ukraine wurden zeitweilig einbezogen. Die CAG arbeitet intensiv mit der der Europäischen Stiftung der Rahn Dittrich Group für Bildung und Kultur, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und dem Institut für Didaktik der Demokratie der Leibniz-Universität Hannover zusammen. Im kommenden Jahr wird dieses Standbein der CAG mit einem trinationalen Projekt (Leipzig/Torgau/Plön, Lyon und Warschau) und einer deutsch-französischen Zusammenarbeit zur Erstellung von Biographien für den Schulunterricht fortgesetzt.

Die CAG mit ihrem begrenzten Finanzvolumen hatte ursprünglich primär familiäre ehrenamtliche Mitarbeiter in Kuratorium und Vorstand. Mittlerweile konnte die CAG auch vermehrt engagierte ehrenamtliche Mitstreiter in diesen Gremien dazu gewinnen, die nicht der Familie Goerdeler angehören.

Die Zusammensetzung des Kuratoriums, das die Programmatik der Stiftung bestimmt, hat sich im Laufe der 25 Jahre mehrfach verändert. Bis zu ihrem Tod waren alle Stifter Mitglieder des Kuratoriums. Annemarie Goerdeler wurde seinerzeit für Dr. Reinhard Goerdeler, ihrem Mann, der bereits 1996 starb, in das Kuratorium aufgenommen und blieb bis 2020, als sie altersbedingt ausschied. Prof. Wolfgang Goerdeler ist seit 2018 Kuratoriumsvorsitzender, vorher war er lange Jahre Vorstandsvorsitzender. Auch die Zusammensetzung des Vorstands, der für die finanzielle Abwicklung, administrative Fragen und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach geändert. Dr. Andreas Goerdeler, der von Anbeginn dem Vorstand der Stiftung angehörte, übernahm 2018 den Vorsitz. Vorstandsmitglied Frau Ivonne Gräbsch/KPMG sorgt seit vielen Jahren für die Buchführung und für die Vorbereitung und Fertigstellung der Jahresabschlüsse. Daneben gibt es eine Reihe von Arbeitsgruppen zu Themen wie Schule/Widerstand, Kommunales, Grassi, Demokratie oder Öffentlichkeitsarbeit, in denen sich Mitarbeiter der Stiftung engagieren.

Allen Mitwirkenden in den Gremien und Arbeitsgruppen gebührt großer Dank für die Mitwirkung.

Gleichzeitig gilt der Dank auch allen Partnern, die der CAG bei der Realisierung ihrer Aktivitäten geholfen haben. Ohne die Kooperation mit der Stadt Leipzig, dem Grassimuseum, der Robert Bosch Stiftung, dem IöS, der GIZ, der Kanzlei von Rechtsanwalt Dr. Nikolaus Petersen, der selbst CAG-Vorstandsmitglied ist, und vielen anderen hätte sie nicht so erfolgreich sein können. Und ein besonderer Dank geht auch an die Leipziger Oberbürgermeister, Dr. Hinrich Lehmann-Grube, Wolfgang Tiefensee und Burkhard Jung, die alle die CAG großartig unterstützt haben und mit ihr sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet haben.

Die CAG wird weiterhin das historische Erbe der Namensgeber und das Andenken an die Stifter mit den brennenden Fragen der Gegenwart verbinden und alles daransetzen, daraus die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen und im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten neue Projekte anstoßen.