Der Widerstand

Vom ersten Tag der NS-Regierung an wandte sich Carl F. Goerdeler, damals Oberbürgermeister von Leipzig, energisch gegen unrechtliches Handeln der Nationalsozialisten, so bereits 1933 im sogenannten Flaggenstreit oder gegen den Boykott von jüdischen Geschäften. Er kritisierte die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik so überzeugend, dass er – obwohl niemals Parteimitglied – von Hitler gebeten wurde, seinen Sachverstand und seine Erfahrung als Reichspreiskommissar unter Brüning dem Volk weiterhin zur Verfügung zu stellen. Angesichts der wirtschaftlichen Notlage willigte Goerdeler ein, trotz deutlicher Distanz zur Regierung („Konfrontation und Kooperation“ s. auch die Zitate unter „Denkmal“). Die zunehmenden Unrechtstaten und Eigenmächtigkeiten der Nationalsozialisten führten dazu, dass Goerdeler 1935 das Amt des Reichspreiskommissars und 1936 das Amt des Oberbürgermeisters von Leipzig zur Verfügung stellte.

Sein weiterer Weg war der des konsequenten Widerstandes gegen Tyrannei, Verletzung von Menschenrechten und Kriegstreiberei. Mit einer zunehmenden Vielzahl Gleichgesinnter aus allen Bereichen der Gesellschaft wurden Netzwerke aufgebaut, Kontakte zum freiheitlichen Ausland begründet oder vertieft, Verfassungspläne und Regierungsübernahmen vorbereitet, militärische Umsturzpläne entworfen. Entschlossene, wohlvorbereitete Regierungsübernahme und sofortige Rückkehr zu rechtlichen Verhältnissen galt es trotz Krieg weitest möglich sicherzustellen.

Die Familie Goerdeler stand geschlossen hinter Carl F. Goerdeler ( s. „Mut zum Widerstand“ von der Tochter Marianne Meyer- Krahmer). Sohn Christian Goerdeler fiel im Krieg nicht zuletzt aufgrund seines Widerstandsgeistes, der zur Strafversetzung an die Ostfront auf vorgeschobene Position führte, Christian Goerdeler.

Das fehlgeschlagene Attentat vom 20. Juli 1944 machte die Widerstandskämpfer und ihre Familienangehörigen zu rücksichtslos Verfolgten. Carl F. Goerdeler und sein Bruder Fritz wurden ermordet. Die Ehefrau, die Geschwister, die Kinder (15 bis 31 Jahre alt) und weitere Verwandte, kamen alle in „Sippenhaft“. Sie wurden als Geiseln für das Kriegsende genommen, und von KZ zu KZ verschleppt Die Enkel (3 Jahre und 9 Monate) kamen unter falschem Namen in ein NS-Kinderheim.

Jeder Mensch und jede menschliche Kultur lebt aus und auf dem Boden ihrer Vergangenheit. Die Erinnerung an die ethischen Überzeugungen und die politische Widerstandsarbeit Carl F. Goerdelers wach zu halten und ist zentrale Aufgabe unserer Stiftung.

Geleistete Erinnerungs- und Kulturarbeit unserer Stiftung (beispielhaft):

  • 1999 Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig bei dem Goerdeler-Denkmal vor dem Neuen Rathaus in Leipzig
  • Bis 2003 Mitwirkung bei der Herausgabe der „politischen Schriften und Briefe Carl Friedrich Goerdelers“ von Sabine Gillmann und Hans Mommsen
  • Bis 2006 Übergabe wesentlicher Teile der privaten Goerdeler-Archive an das Bundesarchiv in Koblenz und Unterstützung beim Findbuch
  • Unterstützung bei der Aufarbeitung des ungewöhnlich umfangreichen Wirkens Carl F. Goerdelers im In- und Ausland, z.B. 2013 die Herausgabe des Buches von Horst Sassin „Hitlers Widersacher in der Solinger Kommunalpolitik 1911 – 1920“
  • Viele Preisverleihungen für zukunftsweisende Arbeiten im Bereich des Kommunalen (Kommunalpreise Goerdeler) und des Kunstgewerbes (Grassipreise Goerdeler).